Der 3. Vortrag der diesjährigen Halleiner Fastenaktion zum Thema "Pilgern historisch" konnte nicht vor Publikum gehalten werden aufgrund des behördlichen Versammlungsverbotes wegen der Coronavirus-Infektionsgefahr. Der Referent Mag. Hermann Signitzer hat uns aber dankenswerterweise seinen Vortrag schriftlich zukommen lassen. Für Interessierte zum Nachlesen!
„Nicht erst im römischen Imperium und in der griechischen Staatenwelt des 5. Und 4. Jhds. V. Chr., sondern bereits seit 1500 v. Chr. gingen privilegierte Bevölkerungskreise (zum bloßen Vergnügen) auf Reisen.“
Ein Segenswunsch für Jerusalem (Psalm 122)
Von David, ein Wallfahrtslied. Ich freute mich über die, die mir sagten: Lasset uns ziehen zum Hause des HERRN! Nun stehen unsere Füße in deinen Toren, Jerusalem. Jerusalem ist gebaut als eine Stadt, in der man zusammenkommen soll, wohin die Stämme hinaufziehen, die Stämme des HERRN, wie es geboten ist dem Volke Israel, zu preisen den Namen des HERRN. Denn dort stehen Throne zum Gericht, die Throne des Hauses David. Wünschet Jerusalem Frieden! Es möge wohlgehen denen, die dich lieben! Es möge Friede sein in deinen Mauern und Glück in deinen Palästen! Um meiner Brüder und Freunde willen will ich dir Frieden wünschen. Um des Hauses des HERRN willen, unseres Gottes, will ich dein Bestes suchen.
Daniel Schneider schreibt dazu
Im jüdischen Glauben ist das Pilgern von Anfang an fest verankert. Schon die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob waren ständig unterwegs. Fast alle tragenden Figuren des Alten Testaments sind in Bewegung. Ob Propheten, Könige oder einfache Leute: Selten wissen sie, wo genau ihr Weg hingeht und sie erleben unterwegs Gottes Gegenwart. Der Tempel in Jerusalem, die symbolhafte Wohnung Gottes, ist das große Pilgerziel der Juden in der Antike. Jeder Einwohner Israels sollte mindestens einmal im Jahr, die in der Diaspora lebenden Juden einmal in ihrem Leben, dorthin pilgern.
Die Zerstörung des Tempels durch die Römer im Jahre 70 hat nicht nur das gesamte Judentum in eine Krise gestürzt, sondern es bedeutete neben dem Ende der Kulthandlungen auch das Ende der traditionellen Wallfahrt des Judentums nach Jerusalem. Von da an wurden Gräber von Propheten, Patriarchen oder Märtyrern angesteuert. Diese Handlungen sind über das Mittelalter bis in die Neuzeit erhalten geblieben, wenn sie auch in der Gegenwart nicht mehr so gebräuchlich sind wie in den anderen Religionen.
Muss nicht sein: Die frühere West- und jetzige Klagemauer ist durch die israelische Eroberung von Jerusalem im Jahr 1967 auch für jüdische Besucher wieder zugänglich und heute einer der meistbesuchten Orte in ganz Israel. Für die Juden stellt dieses 18 Meter hohe und 48 Meter lange Bauwerk weiterhin ein Symbol für den Bund Gottes mit dem Volk Israel dar. Nicht nur Menschen jüdischen Glaubens pilgern dorthin, beten laut oder stecken ihre aufgeschriebenen Gebete mit dem Wunsch nach Erhörung in die Ritzen der Mauer.
Religiöse Bedeutung
Die Sehnsucht, Gott in heiligen Stätten nahe zu sein und zu suchen ist der Anlass für eine Wallfahrt. Die christliche Wallfahrt hat ihre Wurzeln schon im Judentum. Drei Mal im Jahr fand in Israel eine Wallfahrt zum Tempel in Jerusalem statt. Aus dem Neuen Testament wissen wir, dass auch Jesus nach Jerusalem gepilgert ist. Der Tempel in Jerusalem war ein Ort, der für den jüdischen Glauben wichtig war. Im Christentum wurden die Gräber der Apostel zu Wallfahrtsorten, z.B. Santiago de Compostella, wo das Grab des Heiligen Jakobus zu finden ist oder Rom mit dem Grab des heiligen Petrus, direkt unter der Kuppel des Petersdoms. Aber auch andere Orte mit Reliquien wurden Wallfahrtsorte, so Köln, wo im Dom die Gebeine der Heiligen Drei Könige in einem Schrein ruhen.
Wer auf eine Wallfahrt geht, zeigt öffentlich, dass er gläubig ist. Er unternimmt eine spirituelle Reise, man kennt auch den Ausdruck: „Beten mit den Füßen“ – und der Wallfahrer hat meistens ein Anliegen für sich, oder Angehörige und Freunde, das er betend zu seinem Ziel trägt, mit der Intention, Erhörung und Lösung zu finden.
Biblisches Ideal
In Jesaja, 2,2 f. wird eine Vision der Wallfahrt aller Völker zum Berg Zion beschrieben: „Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen alle Völker. Viele Nationen machen sich auf den Weg. Sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, aus Jerusalem sein Wort.“ Alle Völker sind unterwegs, auf Wallfahrt zur endgültigen Gemeinschaft mit Gott.
Pilgerfeste des Judentums
Seit der Zerstörung des Jerusalemer Tempels durch Titus im Jahre 70 ist die Wall- oder Pilgerfahrt, wie man sie aus dem christlichen oder islamischen religiösen Kulturkreis kennt, im Judentum nicht mehr gebräuchlich. Im antiken Judentum wurden dagegen Pessach, Schawuot und Sukkot von den Israeliten als Pilgerfeste eingehalten, wie es bereits im Tanach geboten wird. Besondere Bestimmungen für die Pilger finden sich im Talmud im Traktat Chagiga. Die Reise des Propheten Elija zum Berg Sinai wird in der Bibel als persönliche Erfahrung beschrieben. Ziel der antiken jüdischen Reisen zu den Zeiten der Pilgerfesten war seit der Errichtung des Tempels durch König Salomo der Tempel in Jerusalem. Davon ist nur noch die frühere Westmauer des Plateaus des zweiten Tempels erhalten. Die Mauer ist nicht wie häufig angenommen eine Mauer des Tempels selbst (siehe auch Tempelberg) und es gibt im Judentum heute keine Pilger- oder Wallfahrten, auch nicht zu dieser Westmauer. Im heutigen Judentum hat die Wallfahrt, wie gesagt, keinerlei religiöse Bedeutung. Es sind wichtige mögliche Orte von Wallfahrten, wie das Grab des Mose in der Tradition des Judentums geradezu aktiv „vergessen“ worden, um Heiligenverehrung und Götzendienst zu verhindern.
Kaiserin Helena und das Kreuz
Heiliges Kreuz oder wahres Kreuz Christi ist die Bezeichnung für das Kreuz, an dem Jesus Christus den Opfertod starb. Dieses Kreuz wurde angeblich im Jahr 325 gefunden. Es wurde in mehrere Teile geteilt und an verschiedene Orte gebracht. Im Mittelalter gab es eine große Anzahl von angeblichen Splittern des Wahren Kreuzes. Diese zählten zu den wichtigsten christlichen Reliquien überhaupt. Sie wurden in wertvollen Reliquiarien, den sogenannten Staurotheken, aufbewahrt. Um diese Reliquien entstanden zahlreiche Heilig-Kreuz-Kirchen in ganz Europa.
Feste des Heiligen Kreuzes sind Kreuzerhöhung (am 14. September) und einige andere, bewegliche Feste. Am Karfreitag findet in der Feier vom Leiden und Sterben Christi die Kreuzverehrung statt. In den orthodoxen Kirchen gibt es im Kirchenjahr mehrere sogenannte Kreuzprozessionen. Gedenktag der Wiederauffindung ist das Fest der Kreuzauffindung (3. Mai, in der außerordentlichen Form des römischen Ritus, 6. März oder 7. Mai, orthodox).
Kreuzauffindung um 325
Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin, ließ im Heiligen Land nach Gegenständen suchen, die mit dem Leiden und Sterben Christi in direktem Zusammenhang standen.
Drei Legenden berichteten in verschiedenen Versionen von der Auffindung des Heiligen Kreuzes durch den Rabbiner Judas Cyriacus oder durch Helena. Daneben sollen auch die Nägel und das Heilige Grab wiedergefunden worden sein.
In vielen Kirchen und Klöstern werden Partikel des Heiligen Kreuzes aufbewahrt und verehrt. Im deutschsprachigen Raum etwa
Die häufig asketischen Wandermissionare wie zum Beispiel Rupert und Virgil (und Bonifatius) verwirklichten auf ihren lebenslangen Wegen durch West- und Zentraleuropa eine ganz besondere Form des Peregrinus-Gedanken. Die einsame Pilgerschaft im Fremdsein auf Erden um Christi Willen.
Der vom altrömischen Recht geschützte Status des Fremden (Fremdling) wurde erst in spätmittelalterlichen Zeit zur Spottfigur des bettelnden Wallbruders, dem man keinen Pilgersegen antrug.
Pilgerreisen leiten sich von der religiösen Vorstellung ab, das ganze Leben sei eine Reise. Der Pilger brach auf in eine reinere Welt um Glückseeligkeit zu erfahren: Das Leben ist eine Pilgerschaft (vita es peregrinato). Ab dem 6. Jahrhundert verließen irische Mönche ihre Klöster, die dem Missionsauftrag Jesu und dem Beispiel des wandernden Abrahams gerecht werden wollten. Die ursprüngliche, in der Regel ziellose, Pilgerreise wurde oft am Ende eines Lebens unternommen und nicht wenige Pilger traten im Anschluss in ein Kloster ein, um den Zustand der Reinheit zu bewahren.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde die ursprüngliche Pilgerfahrt (vita es peregrinato) durch die Pilgerfahrt zu heiligen Orten (peregrinato ad loca sancta) weitestgehend abgelöst. Pilgerfahrten zu heiligen Stätten begründen sich in der Vorstellung, dass Gott an bestimmten Orten besonders geneigt ist die Bitten der Gläubigen zu erhören.
In seinem autobiographischen Roman „Das neue Leben“ (um 1293) unterscheidet der Dichter Alighieri Dante zwischen drei Bezeichnungen für die Pilger: „Sie heißen palmieri, weil sie übers Meer in ein Land reisen, aus dem sie oftmals einen Palmzweig mitbringen. Sie heißen peregrini, weil sie zu der heiligen Stätte in Galicien reisen und dort das Grab des hl. Jakobus in größerer Ferne von seinem Heimatort liegt als das eines jeden anderen Apostels. Und sie heißen romani, weil sie nach Rom reisen.“
Legenden zu St. Jakob: „Im Namen Gottes, Leon, Bischof von Jerusalem, an die Könige der Franken, Vandalen, Goten und Römer. Nehmt Kenntnis von der Überführung des Leichnams des Heiligen Apostel Jakobus, des Bruders des gleichermaßen Apostels und Evangelisten Johannes. Hier in Jerusalem wurde er geköpft auf Befehl des Königs Herodes und sein Leichnam wurde, von der Hand Gottes geleitet, in einem Schiff überführt. Nach siebentägiger Fahrt lief das Schiff zwischen den Flüssen, die Ulla und Sar genannt werden, in einem Ort, das den Namen Bisria trägt, an. Von dort wurde der heilige Leichnam durch die Luft zur Sonne erhoben. Seine durch den Verlust des Leichnams betrübten Jünger legten wehklagend und zu Gott flehend zwölf Meilen zurück, bis sie an die Stelle kamen, an welcher der heilige Leichnam sich unter Marmorbögen begraben findet. Die drei seiner Jünger, die mit ihm zusammen begraben liegen und den Namen Torquatus, Tisefons und Anastasius sind, verblieben bei dem Leichnam und besiegten mit Hilfe des Heiligen Apostels Jakobus den Drachen vom Berg Illicinus, der seither Heiliger Berg genannt wird. Die übrigen vier Jünger kehrten zusammen, geführt von der Hand Gottes, mit dem Schiff nach Jerusalem zurück und berichteten uns das alles auf einer Synode. Ihr, gesamte Christenheit, die dahin fahrt, sagt Dank und betet zu Gott, denn es ist wahr, daß dort verborgen der Leichnam des Apostels Jakobus ruht.
Nach den Geschichten vom Martyrium des Apostel Jakobus, wie es in den ersten 800 Jahren von den Christen weitergegeben wurde, wurde er „zusammen mit seinem Bruder Johannes von den Zenturionen Lysius und Theocritus festgenommen und ins Gefängnis geworfen wurde. Ein Hoher Priester namens Abiathar hatte die Volksmenge zu Krawallen aufgehetzt und beschuldigte Jakobus und seinen Bruder als Anstifter. Daraufhin wurde er mit der Schlinge um seinen Hals von dem Schriftgelehrten Josias zu Herodes Agrippa geführt, der seine Enthauptung befahl.“
Jakobus war von Geburt Galiläer und war mit seinem Vater Zebedäus und seinem Bruder Johannes, dem späteren Evangelisten, Fischer. Seine Mutter Salome soll die Base der Jungfrau Maria gewesen sein. Von Christus selbst soll er den Befehl erhalten haben, nach Spanien zu gehen und dort das Evangelium zu verkünden. Beim Abschied von der Jungfrau Maria bat diese ihn darum, in derjenigen Stadt Spaniens, in der er Menschen bekehren werde, ihr zur Ehre eine Kirche errichten zu lassen. Sie wolle ihm selbst zur gegebenen Zeit den geeigneten Ort zeigen. So fuhr er nach Spanien und predigte in Asturien, Galizien, Castilien und in Aragonien. Er hatte bei den Spaniern und Römern wenig Erfolg. Nur in Saragossa gewann er 8 Schüler. Da erschien ihm nachts Maria und sprach zu ihm: „Jakobus, diesen Ort habe ich zu meiner Kirche erkoren. Auf der Stelle, wo diese Säule steht, auf der ich sitze, sollst du den Altar der Kapelle bauen, denn dort wird mein Sohn auf meine Bitten Gnaden erweisen und Wunder tun. Diese Säule aber soll hier bleiben und wird hier bleiben bis zum Ende der Welt.“ Jakobus errichtete mit seinen Jüngern wie von Maria angegeben die Kapelle. Nach dessen Vollendung weihte er den würdigsten seiner Jünger zum Priester und kehrte dann nach Jerusalem zurück.
Dort herrschte inzwischen Herodes Agrippa, ein Enkel des König Herodes. Dieser war von den Römern zum Prunk verführt worden, was den Juden nicht gefiel. Um sich wieder bei den Juden einzuschmeicheln, gab er vor, ein guter Jude zu sein und verfolgte daher die Christen. Jakobus wurde von einem Juden bei Agrippa angezeigt, der ihn sofort festnehmen ließ. Beim Verhör sah der Denunziant die Unerschrockenheit des Apostels und wurde daraufhin selbst Christ. Dies verärgerte Herodes Agrippa so sehr, daß er beide sofort zum Tode verurteilte. Auf dem Weg zum Richtplatz gestand der neue Christ dem Jakobus sein Vergehen und erbat von ihm Verzeihung, die ihm der Apostel gab. So erlitt Jakobus im Jahre 44 den Martertod.
Zunächst wurde er zusammen mit dem Denunzianten in Jerusalem begraben. Einige Jahre später wurde der Leib des Apostels nach Iria Flavia gebracht und dort beigesetzt. Auf wunderbare Weise wurden die Reliquien zu Beginn des 9.Jh. wiedergefunden. Bischof Theodomir, Bischof von Iria Flavia, hat 829 die Stadt Santiago de Compostela gegründet. Compostela von „Campus stellae“, d.h. „Feld des Sterns“, denn ein Stern hat den Ort des Grabes über diesem Feld angezeigt. König Alfons II. errichtete an der Stelle des Grabes eine Kapelle. Diese wurde aufgrund der vielen Pilger bald zu klein, so daß noch im gleichen Jahrhundert eine Kathedrale gebaut wurde, die 874 vollendet und 899 eingeweiht wurde.
Das römische Martyrologium hat eine „neue“, weil sonst nirgends anders gefundene, Legende aufzuweisen. Zum Tag des 25.Juli heißt es beim hl. Jakobus: „Seine Gebeine wurden am heutigen Tag von Jerusalem nach Spanien überführt und in der westlichen Provinz Galläcia beigesetzt.“
Jakobus als Maurentöter
1064 wurde Coimbra von den Christen belagert. Die Christen beteten zum hl. Jakobus. Dies sah ein Grieche, der sich darüber wunderte, daß ein Heiliger angerufen wird, um gegen die Mauren zu kämpfen. Es wurde ihm der ganze Sachverhalt erklärt, aber er glaubte immer noch nicht. Da erschien ihm der Apostel selbst im Traum und sprach: „Du hältst es für ungehörig, daß die Pilger mich einen Ritter nennen und glaubst nicht, daß ich einer bin – ich zeige dir nun, daß ich einer von den Rittern Christi bin und den Christen gegen die Mauren helfe!“ Mit diesen Worten stieg er auf sein weißes Pferd und eilte dem König Fernando zuhilfe, um die Stadt Coimbra zu erobern.
Nach dem Pseudo-Turpin soll Karl der Große das Grab entdeckt haben: „Da sah er plötzlich am Himmel eine Sternenstraße. Sie begann am friesischen Meer und führte über Deutschland … Navarra und Spanien bis nach Galicien, wo damals der Leichnam des seligen Jakobus unbekannt ruhte. Nachdem Karl diese Straße in mehreren Nächten nacheinander erblickt hat, fragte er sich immer wieder, was das bedeuten solle. Als er nun eifrig über all das nachdachte, erschien ihm nachts im Traume eine über die Maßen schöne Heldengestalt und sagte: „Was tust du, mein Sohn?“ Er aber sprach: „Wer bist du, Herr?“ – „Ich bin, sagte jener, der Apostel Jacobus, der Jünger Christi. … Die Sternenstraße, die du am Himmel gesehen hast, bedeutet, daß du mit Heeresmacht zum Kampf gegen das ungläubige Heidenvolk, zur Befreiung meiner Straße und meiner Erde und zum Besuch meiner Kirche und meines Grabes aus dieser Gegend nach Galicien ziehen sollst. Und nach dir werden alle Völker, von Meer zu Meer wandernd und Vergebung ihrer Sünden vom Herrn erflehend, dorthin ziehen, und sie erzählten das Lob Gottes und seine Macht und die Wunder, die er tat. Sie werden ziehen von deiner Lebenszeit an bis zum Ende dieser irdischen Welt.“
Somit machte sich Karl der Große mit seinem Heer auf den Weg nach Santiago. Die erste von ihm belagerte Stadt war Pamplona. Nach 3 Monaten erfolgsloser Belagerung betete Karl der Große zu Gott und dem hl. Jakobus. Daraufhin stürzten die Mauern ein.
Bei Montjardin wurde Karl gemeldet, daß ihn der Navarreserfürst Furre bekriegen will. Karl bat Gott darum, daß er ihm zeigen möge, welche Soldaten sterben sollen. Am nächsten Morgen hatten diese ein rotes Kreuz auf ihren Panzerhemden. Da Karl diese nicht verlieren, ließ er sie in eine Kapelle einschließen. Als er aber nach der Schlacht nachsah, waren alle eingeschlossenen Ritter tot.
Bei der Schlacht um Sahagun fanden einige Ritter ihre Lanzen am nächsten Morgen belaubt. Karl wurde geoffenbart, daß diese in dieser Schlacht die Märthyrerpalme erlangen sollen.
Um die Jakobsmuschel ranken sich Legenden, in deren Mittelpunkt der Heilige Jakobus steht. Auf einer Anhööhe zwischen Pamplona und Puente la Reina wurde ein völlig entkräfteter Pilger vom Teufel heimgesucht, der ihm anbot, ihm eine Quelle zu zeigen, wenn er von der Pilgerschaft abließe. Der Pilger lehnte das Angebot ab und der Teufel verschwand. An gleicher Stelle erschien der Heilige Jakobus im Pilgergewand mit Stab und Muschel und zeigte ihm eine Quelle frischen Wassers. Daraus gab er ihm mit einer Jakobsmuschel zu trinken.
Eine andere Legende über die Jakobsmuschel erzählt die Geschichte eines Ritters, der versuchte, das Schiff mit dem Leichnam des Apostels zu bergen, als es auf die Küste Galiciens zutrieb. Der Ritter trieb sein Pferd in die Fluten und beide drohten zu ertrinken, wurden aber von Jakobus gerettet. Als sie das Ufer erreichten, war das Pferd des Ritters vollständig mit Muscheln bedeckt. So wurde die Jakobsmuschel für ihn zum Amulett und er stand unter dem besonderen Schutz des Heiligen.
Eine etwas andere Variante lautet folgendermaßen: Als ein portugiesischer Ritter in der Nähe der Anlegestelle jenes Schiffes stand, welches den Apostel nach Spanien brachte, wurde das Pferd von dem Stern, der auf Jakobus herableuchtete, so irritiert, dass es ins Wasser sprang und den Ritter mit in die Tiefe nahm. Er wurde gerettet und war vollständig mit Jakobsmuscheln bedeckt.
Möglicherweise hat die Bedeutung der Jakobsmuschel oder „vieira“ auch nur in der Erinnerung an eine Pilgerschaft oder ihrer Bestätigung gelegen. Wer eine Jakobsmuschel mit nach Hause brachte, bestätigte hiermit seine Pilgerreise bis Santiago de Compostela und weiter bis an den Atlantik bei Fisterra.
Heute ist die Jakobsmuschel das Kennzeichen des Jakobsweges und ein wichtiger Hinweis bei der Wegbeschreibung. Es gibt zahlreiche unterschiedliche darstellungen von Jakobsmuscheln, die entlang des Jakobsweges die Richtung weisen.
Und dieser „Kick“ war in früheren Zeiten eindeutig der Glaubens- und Religionsbezug, heute, wie wir noch sehen werden, immer öfter nicht die Suche nach Gott, sondern die eigene Sinnsuche, die Suche nach sich selbst. Damit lässt sich das Pilgern zur Unterscheidung vom Wandern – im traditionellen Sinn – auf die vereinfachte Formel bringen: „Beten mit den Füßen“.
Wallfahrt und Pilgerfahrt wird begrifflich nicht unterschieden!
Religionswissenschaftlich: unter Stichworte Pilger, Pilgern, Pilgerfahrt, Wallfahrt:
In vielen Religionen gibt es Wallfahrten zu besonders wichtigen religiösen Zentren mit dem Ziel, in der Bewegung des Pilgerns die Hinwendung zu den dort verehrten Gottheiten, Religionsstiftern, oder Heiligen zu vollziehen, die gnadenvolle oder fürbittende Nähe zu erfahren und durch Gebete, Gelöbnisse , Opfergaben, Waschungen und Berührungen Hilfe zu erlangen oder religiöse Verdienste zu erwerben.
Auch wenn im herkömmlichen Sprachgebrauch beide Begriffe durcheinander verwendet werden, gibt es markante Unterschiede:
Pilgern ist nicht wallfahren. Eine Pilgerreise hat bestimmte Eigenschaften:
Mein Kärnter Tourismuspastoral-Kollege Roland Stadler schreibt den Unterschied zwischen Gemeinsam ist Pilgern und Wallfahrern das Unterwegssein in einem speziellen Sinn: körperlich und seelisch. Im Zelebrieren des spirituellen Wanderns findet der Mensch seinen eigenen, ganz persönlichen Rhythmus. In unserer Zeit, in der die meisten möglichst schnell von A nach B kommen wollen, stellt das Gehen als beschauliche Art der Fortbewegung eine Besonderheit dar. Die alte Tradition des Pilgerns und Wallfahrens erfährt jedoch wachsenden Zuspruch.
Die meist synonyme Verwendung der Begriffe Pilgern und Wallfahren ist nicht ganz richtig. Pilger waren und sind oft allein unterwegs, ihr Reiseziel stand nicht immer im Vorhinein fest. Als originäre Pilgerziele gelten Jerusalem, Rom und Santiago. Zu diesen weit entfernt gelegenen Orten war die Reise lang und beschwerlich. Daher wurde sie meistens nur einmal im Leben gemacht. Zur Reisevorbereitung gehörte auch, dass der Pilger seine persönlichen Angelegenheiten regelte, da die gesunde Rückkehr von diesen Stätten fraglich war. Die Motivation für eine Pilgerreise war damals wie heute unterschiedlichst. Pilgerreisen gehen zurück auf das Mönchtum der Antike und des Mittelalters. Die Angehörigen dieses Standes begriffen Pilgerschaft in Anlehnung an das Jesuswort in Lukas 9,58: „Der Menschensohn aber hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.“ Für die pilgernden Mönche, die eine konsequente Nachfolge Jesu zu ihrem Lebensziel machten, bedeutete dies: das Unterwegssein ohne festen Wohnsitz, ohne Anspruch auf Eigentum und Besitz sowie als Fremde unter Fremden in dieser Welt. Eine derart verstandene Pilgerschaft hatte keine zeitliche Begrenzung. Sie konnte sich über ein ganzes Leben erstrecken. Es gab auch keine ortsgerichtete Eingrenzung, denn nicht das Ziel, sondern der Weg war entscheidend. Diese Form der Hingabe an Gott ist heute noch in den Ostkirchen lebendig, und hier vor allem in Russland. Im lateinischen Wort pelegrinus stecken die Begriffe Feld bzw. Acker und Grenze. Zu pelegrinus (4. Jh.) verändert, entwickelte sich daraus die Bezeichnung Pilgrim (8. Jh.) für den nach Rom wandernden Wallfahrer. Seit dem 15. Jh. sind es die Pilger, die zu heiligen Stätten unterwegs sind. Ihre Reputation war nicht immer die beste, da nicht alle von ehrenwerten Absichten getragen waren.
Der Sicherheitsaspekt war primär ausschlaggebend für die Entwicklung der Wallfahrten, die überwiegend in Gruppen und zu einem feststehenden Ziel erfolgten. Unterschiede zu den Pilgern liegen jedoch auch in der Auffassung. Wallfahrer sind überzeugt, dass bestimmte Orte aufgesucht werden müssen, um Gott und seinen Kräften besonders nahe zu sein. Die persönliche Anwesenheit an diesen heiligen Orten ist für die wallfahrenden Gläubigen unumgänglich. unumgänglich. Dort bitten sie um Hilfe und kehren gestärkt nach Hause zurück. Nicht der Weg ist das vorrangige Ziel, sondern der Ort. Unter diesem Aspekt sind jene Reisen nach Jerusalem, die im Alten Testament beschrieben wurden, Wallfahrten. Demgemäß sind auch die späteren Pilgerfahrten an verschiedene heilige Stätten genau genommen Wallfahrten. Im Ursprung des Wortes Wallfahrt stecken das mittelhochdeutsche „wallen“, das althochdeutsche „wallon“, das mittelniederdeutsche „wallen“ sowie das altenglische „weallian“ für wandern, umherschweifen und reisen. Die mittelhochdeutsch Waller Genannten waren Pilger. Während des 16. Jh.s entstanden daraus die Begriffe „Wallfahrten“ und „Wallfahrer“. Der ursprüngliche Wortsinn für „wallen“ war allgemein gehen, wandern und umherziehen, aber auch auf Wallfahrt gehen. Nicht nur das Gehen mit den Füßen war gemeint, sondern grundsätzlich das Umherziehen einschließlich jenes auf dem Wasser, dem Meer. Die Bedeutungseingrenzung zum alleinigen Verständnis für die Wallfahrt als Pilgerfahrt entstand im 18. Jahrhundert. – See more at:
Daniel Schneider beispielsweise schreibt über den Unterschied:
…der Hauptunterschied zwischen einer Pilgerreise und einer Wallfahrt, zwischen denen die Grenzen manchmal verschwimmen. Während der Wallfahrer Dauer, Ziel und Anliegen ganz klar definiert hat, sind es beim Pilger eher die Begegnungen und Erlebnisse unterwegs, die den Reiz der Reise ausmachen. Eine Pilgerreise war und ist immer auch ein Abenteuer. Trotzdem bleibt das Pilgern nach dem Boom im Mittelalter bis weit in das vergangene Jahrhundert hinein eine Beschäftigung, die nur wenige Menschen für sich entdecken.
Schlussanmerkung:
Natürlich hätte der Referent seinen Vortrag nicht wortwörtlich wie in diesem Detailkonzept gehalten. Manches wäre genauer erörtert, manches auch weggelassen worden. Wir bedanken uns aber ganz herzlich bei Mag. Hermann Signitzer für die Überlassung seiner Recherchequellen für den leider ausgefallenen Vortrag!